Direkt zum Hauptbereich

Rezension zu „Lucian“ von Isabel Abedi

Was wäre, wenn… 
Das ist hier wohl die zentrale Frage, das große Geheimnis, das es zu lüften gilt. 


Eines Nachts träumt Becky, dass sie sterben wird. Bis dahin war sie ein normaler Teenager, der in Hamburg zur Schule ging, Freunde hatte und in die Familie integriert war, doch mit dem Traum kommt die Angst und ein Fremder, der sie anzieht und das Gefühl gibt, sie gehörten zusammen. 

Am Besten gefiel mir der Schreibstil. Egal welche Szene beschrieben wurde, welche Figur gerade eine Hauptrolle spielte und welche Stimmung es galt einzufangen, es passte einfach perfekt. Das Buch schaffte es, mich zum Lächeln zu bringen, wütend zu machen und mein Herz zu packen und mit sich zu reißen. Die Sätze, die die Autorin hier Seite um Seite schrieb, weben eine bezaubernde Geschichte. Vom ersten Wort an. 

Die Figuren sind ein zweites großes Plus in diesem Buch. Sie sind plastisch, bunt, interessant und mit genug Leben erfüllt, dass jede einzelne, egal wie winzig ihre Rolle, einen in den Bann ziehen könnte. Bis über die Hälfte des Buches ging es mir auch so mit Becky, leider kam ich nach einer Weile nicht mehr mit der Protagonistin zurande. Da die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt wird, entkommt man ihr leider auch nicht. Sie wird sehr egoistisch und unfair, einige Aktionen sind nicht nachvollziehbar und mir ging sie schlichtweg zum Ende hin einfach nur auf die Nerven, sodass ich mich nicht mal mehr für sie freuen konnte. Vielleicht bin ich hier zu kritisch, aber nachdem sich alle Menschen um sie bemühen, sitzt sie nur in ihrem Zimmer und ist ein echtes Aas, selbst zu ihrer kleinen Schwester, die für das alles gar nichts kann - es ist schwer zu ertragen, wenn es über hundert Seiten nur um einen schmollenden, mies gelaunten Teeny geht. 

Die Story selbst konnte mich bis über die Hälfte in den Bann ziehen. Becky, ihre Familie und ihre Freunde sind als Persönlichkeiten spannend genug, um die Geschichte zu tragen, auch ohne, dass wirklich etwas geschieht. Auch die Geschichte mit dem Fremden entwickelt sich interessant und hält viel Potential in sich. In der Mitte schafft es die Autorin sogar, mir die ein oder andere Träne zu entlocken. Wie bereits bei Becky, war ich ab etwas mehr als der Hälfte etwas gelangweilt und genervt. Informationen werden zu oft wiederholt, die Story bleibt zu lange bei der schmollenden Protagonistin, anstatt mit dem eigentlich spannenden Teil - ihrem Traum und der Frage, ob sie das Schicksal aufhalten kann - fortzufahren, der dann am Schluss nur noch ein paar Seiten einnimmt. Der Schluss selbst ist zudem äußerst fragwürdig, da ich der Meinung bin, dass Becky durchaus in der Lage gewesen wäre, der Situation zu entgehen, doch wissentlich in sie hineinläuft. 


Wie sieht dann mein Fazit aus?

„Lucian“ lädt zum Träumen ein. Jede Seite ist ein Genuss, allein diese Sätze zu lesen macht sehr viel Spaß und ist sicherlich keine Zeitverschwendung. Für Love-Story-Fans, Engel-Liebhaber und An-das-Schicksal-Glauber könnte das die richtige Geschichte sein. Mir war es dann am Ende doch zu viel Trübsal blasender Teeny. Dennoch! Gutes Buch und sicherlich lesenswert. 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eine Geschichte voller Mut, Liebe und Grausamkeit. Spannend und mitreißend - Rezension zu "An dir zerbrochen" von Laurie Millan

Inhalt: Mia ist mit Marc zusammen, doch dann trifft sie Kai und verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Die große Liebe, oder doch nicht? Sie verliert ihre Erinnerungen, plötzlich fehlen ihr drei Jahre ihres Lebens und Mia muss sich auf die kräftezehrende Suche nach ihren Erinnerungen machen.  Schnell wird klar, dass Kai nicht der ist, für den sie ihn gehalten hat. Mia muss kämpfen, um mit Kai abzuschließen, um die Beziehung mit ihm endlich zu beenden. Doch egal wie viele Jahre vergehen, Kai scheint sie zu verfolgen.  Was hat mir gefallen? Die Sprache ist angenehm zu lesen. Man kommt schnell durch, es gibt keine Sätze, in denen man stolpert und sie unterstützt die Gefühle und das Geschehen.  Mia, Marc und Kai sind plastische Figuren. Sie haben Charakter, ihre Stärken und Schwächen, sind dreidimensional und greifbar. Ihre Geschichte ist spannend, nervenaufreibend und traurig.  Mir gefielen auch sehr gut die Erinnerungsfetzen, über die man sowohl Mac und Mias, als auch Kai und

Rezension zu „Sarg aus Glas“ von Nika S. Daveron

Sie wird Hexe genannt und liegt in einem gläsernen Sarg. Sollte sie je erwachen, könnte sie das gesamte Land zerstören.   Kämpfer und Kämpferinnen, die sich selbst als Ghost bezeichnen, werden dazu ausgebildet, gegen die Hexenseuche vorzugehen und im Notfall die Hexe, sollte sie je entkommen, wieder zurück in ihren Sarg zu bringen.  Im Laufe dieser Geschichte lernen LeserInnen einen Doktor für Hexenkunde, Kadetten, die sich plötzlich als Ghost wiederfinden, einen Hacker und eine durchtriebene Frau kennen. Zunächst verbindet sie kaum etwas, bis der schlimmste Fall eintritt und auch noch ein verrückter Rebellenführer mit einer Menge Geld lockt.  Ein abenteuerliches Wettrennen beginnt, während dem sich die ein oder andere Person stets fragen muss, was noch richtig und was falsch ist, welche Meinung veraltet und erneuert gehört.  Die Geschichte läuft zunächst etwas langsam an. Bis zu ca. 40% des Buches las ich es einfach so dahin, ohne unbedingt gefesselt zu sein. Ich legt

Wölkchens Freitagsfrage

Etwas neues entdeckt und gleich mitgemacht ;)  Auf Wölkchens Bücherwelt wird jeden Freitag eine Bücher- und eine private Frage gestellt und heute bekommt ihr auch von mir Antworten dazu.  Bücher-Frage: Wenn du die Möglichkeit hättest einen Protagonisten aus einem Buch zutreffen, wer wäre es und warum? Puh, das ist schwer! Okay, mal sehen... Ich würde gerne  Roland Deschain aus "Der dunkle Turm" von Stephen King treffen, weil er einfach richtig cool und abgeklärt ist.  Und dann würde ich gerne Reyna aus "Die Unwandelbaren" von Laura Labas treffen, denn sie ist eine richtig tolle, weibliche Heldin, die keinem Stereotyp entspricht und alles tut, um ihre Freunde zu beschützen, aber auch Fehler macht und sich immer weiter entwickelt.  Achja, und da ich gerade "The Mortal Instruments" lese...Ich möchte gerne alle treffen! Vor allem den einzigartigen Magnus Bane :P  Private Frage : Was ist deiner Meinung nach e